Absolventenstimmen: Claudia Iken

Sie arbeiten bei einem IT-Beratungsunternehmen das viel auf Projektarbeit setzt. Sind Sie hier viel unterwegs oder wie gestaltet sich die Projektarbeit in Ihrem Unternehmen?

„Bei Capgemini habe ich bereits seit 2014 als Werkstudentin Praxiserfahrung gesammelt, woraufhin ich meine Masterthesis auch in Zusammenarbeit mit der Firma geschrieben habe. Seit März 2017 bin ich fest angestellt. Wie die meisten meiner Kollegen bin auch ich regional eingesetzt und habe daher kurze Anreisezeiten zur Niederlassung des Kunden. Natürlich gibt es Ausnahmen, in denen Kollegen mit bestimmten Skills in überregionalen Projekten eingesetzt werden müssen, da regional zur Zeit der Besetzung kein anderer Kollege mit diesen Skills verfügbar ist. Der Trend geht allerdings immer mehr dahin remote zu arbeiten; entweder in unserer Niederlassung oder von zu Hause aus.“

Der Bereich, für den Sie arbeiten trägt den Titel „Applications Consultant Insights and Data Application Services“. Was kann man sich darunter vorstellen und wie sieht hier Ihr typischer Tagesablauf aus?

„Der Bereich bzw. die „Practice“, in der ich tätig bin, nennt sich „Insights & Data“. Wir beschäftigen uns mit Projekten, die sich um Business Intelligence, Data Warehousing, Analytics und Big Data drehen. Aktuell bin ich als Frontend-Tester tätig. Meine typische Arbeit besteht morgens zuerst darin, zu schauen, ob mir „Bugs“ bzw. Tickets zugewiesen wurden. Diese gilt es zu analysieren, indem ich sie versuche zu reproduzieren und in einem zweiten Schritt versuche, herauszufinden, wieso sie aufgetreten sind. Danach spreche ich – je nach Ergebnis der Analyse – mit den zuständigen Frontend- oder Backendentwickler über die Lösung. Nachdem die Lösung implementiert wurde, teste ich erneut; in diesem Fall, ob das ursprüngliche Problem durch den „Bugfix“ behoben ist.

Zusätzlich zum Frontend-Testing unterstütze ich das Backend-Testing Team in stressigen Projektphasen. Darüber hinaus verteile ich Aufgaben an die restlichen Frontend-Testmitglieder, von denen einige in Indien sitzen. Nachmittags haben wir unser Daily Meeting, in dem wir uns für ca. 15 Minuten innerhalb des Teams über die aktuellen Tätigkeiten und aufgetretene Schwierigkeiten austauschen. Nach Feierabend gehen einige Kollegen von uns gerne noch gemeinsam Abend essen, kochen zusammen oder lassen den Abend bei einem Bier ausklingen. Bevor ich für dieses Projekt eingesetzt wurde, habe ich als R-Entwickler und als ETL-Entwickler in zwei anderen Projekten gearbeitet.“

Sie haben nach dem Bachelor auch den Master in Wirtschaftsinformatik gemacht. War dieser Schritt aus heutiger Sicht für Sie sinnvoll?

„Aus meiner Sicht war dieser Schritt mehr als sinnvoll. Da ich im Bachelor Betriebswirtschaftslehre studiert hatte, fehlte mir diesbezüglich zu einem gewissen Maß der technische Hintergrund. Ich habe mich damals bewusst für den Master in Wirtschaftsinformatik entschieden, um diese Lücke aufzuarbeiten, denn ich hatte bereits während des Bachelorstudiums in Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt in Controlling festgestellt, dass mich die Systeme, die in diesen Fachabteilungen verwendet werden, mehr interessieren als die eigentlichen Tätigkeiten innerhalb dieser Fachabteilung. Hätte ich den Master in Wirtschaftsinformatik nicht gemacht, wäre der Weg hierhin weitaus steiniger gewesen.“

In Ihrem Auslandssemester waren Sie in Indien. Was haben Sie aus dieser Zeit für sich und Ihre heutige Tätigkeit mitgenommen?

„Unendlich viel zum Thema „interkulturelle Unterschiede“. Nach meinem Auslandssemester in Indien an unserer Partneruniversität in Kochi, Kerala, habe ich ein Jahr lang als Praktikantin bei SAP Labs India Pvt. Ltd. in Bangalore, Karnataka in Indien gearbeitet. Ich war insgesamt anderthalb Jahre dort, von September 2014 bis April 2016. Ich profitiere heute noch davon – primär, wenn es um die Zusammenarbeit mit unseren Offshore-Kollegen in Indien geht. Ich kann im Vergleich zu unseren anderen Kollegen wesentlich schneller einen Draht zu diesen aufbauen – oft auf einem ganz anderen Level als meine deutschen Kollegen. Ebenso verstehe ich bestimmte Verhaltensweisen besser als meine Deutschen Kollegen, da ich die Hintergründe für diese kenne. Das vereinfacht die Kommunikation und Zusammenarbeit für mich ungemein.

Generell bin ich offener für fremde Kulturen geworden und versuche unsere internationalen Kollegen so gut wie möglich in die Abteilung zu integrieren. Auch unsere deutschen Kollegen versuche ich seitdem für solche interkulturellen Themen zu sensibilisieren. Zwischen Kulturen gibt es kein „richtig“ und „falsch“ – es geht um Verständnis, Toleranz und Kompromissbereitschaft. Ein indischer Kollege und guter Freund von mir und ich haben eine sogenannte Community gegründet, im Rahmen welcher wir einmal im Monat Calls zu verschiedenen Themen für unsere Abteilungskollegen halten und die sie über ihre persönlichen Erfahrungen berichten lassen – alles in einer lebendigen Diskussion. Zusätzlich dazu veranstalten wir Events oder nehmen an solchen teil, wie beispielsweise neulich am China-Fest in Düsseldorf, oder wir kochen gemeinsam indisch.“